Elvan Zengin

M. Sc. Psychologin

 

Eine Sprache - Mehrere Definitionen

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Im letzten Artikel haben wir uns zwei Häuser mit jeweils zwei unterschiedlichen sprachlichen Räumen angeschaut. Heute möchte ich noch einmal auf das Bild der zwei Häuser zurückgreifen, allerdings aus einer anderen Perspektive.

In jeder Konstellation von Beziehungen, seien es Liebesbeziehungen, Freundschaften oder geschäftliche Beziehungen, einigen wir uns bewusst oder unbewusst auf eine gemeinsam verwendete Sprache; hierbei spielen außerdem innerhalb einer Sprache verschiedene Akzente, Dialekte oder der Habitus eines Menschen eine wichtige Rolle. Jetzt schauen wir uns beispielsweise eine freundschaftliche Beziehung an: wie in (ich glaube zu vermuten) jeder Beziehung steht hier zunächst eine Kennenlernphase an. Wenn eine Freundschaft neu aufgebaut wird, lernt man sich in der Regel durch gemeinsame Treffen und einen intensiveren Austausch kennen. Auf diese Weise kann man die Bedürfnisse, Wünsche, Sorgen und Ziele seines Gegenübers besser wahrnehmen und einschätzen. Während des Austauschs kann es jedoch sein, dass das Gesagte anders interpretiert wird und das Gegenüber eine andere Vorstellung von einem Begriff hat. Hier greifen wir auf das Bild unserer beiden Häuser zurück: Es treffen zwei verschiedene Zugangsweisen zu einem Thema aufeinander, welche im besten Fall durch eine „Brücke“ miteinander verbunden werden können.

Was kann in dieser Phase hilfreich in der Kommunikation sein?

Die sprachlichen Räume jeder einzelnen Person liegen ebenfalls voneinander entfernt, mal ist die Distanz weiter, mal geringer. Der Raum ist von den eigenen Vorstellungen und Werten, aber auch vom soziokulturellen Umfeld geprägt und wurde über eine lange Dauer von der Person erbaut. Wenn ich Sie beispielsweise frage, was Sie sich unter Vertrauen vorstellen, haben Sie (wahrscheinlich) eine andere Definition als ich. Wenn sich zwei unterschiedliche Menschen begegnen und eine neue Beziehung gründen, erscheint es sinnvoll in den Raum des anderen hineinzugehen, um ein Verständnis für die Wahrnehmung des anderen und somit eine Verbindung zueinander zu entwickeln. Das ist ein Weg zu verstehen, welche Verknüpfungen das Gegenüber im gemeinsamen Gespräch hergestellt hat.

Fallen Ihnen auch andere Wege ein?

Denken Sie, dass die Verknüpfungen, die wir in unserem sprachlichen Raum entstehen lassen, über unser ganzes Leben gleichbleiben? Mit einer neuen Bekanntschaft in unserem Leben können unbekannte sprachliche Verknüpfungen entdeckt werden. Werden die Vorstellungen, die ein neuer Mensch in den eigenen sprachlichen Raum einbringt, angenommen, haben wir die Chance uns selbst weiterzuentwickeln und neue Perspektiven aufzubauen.

Wie kann sich der eigene sprachliche Raum noch weiterentwickeln?